Frauen führen anders

Letzte Änderung am 31. Oktober 2015 by Christoph Jüngling

Manchmal könnte man meinen, das Wort “Meeting” wäre eine Ego-Variante des altgermanischen “Thing”, also ein “Me-Thing”. Denn gelegentlich geht es nur um eine Person, den Chef. Sein (viel seltener: ihr) Wort ist Gesetz, oder, wie es neuerdings heißt: gesetzt. Was auch immer das nun wieder soll. Vielleicht eine Kurzform von “festgesetzt”? Wahrscheinlich kommt es aus dem englischen, wie so vieles in dieser Richtung, einschließlich des unerträglichen “weil plus Hauptsatz”. “Settled” könnte der Ausgangspunkt sein, was “festgelegt” bedeutet, während es aber auch mit “sesshaft” übersetzt werden kann. Und daraus wird schnell, weil es hat ja mit “sitzen” zu tun :-) … “gesetzt”. Zwanghafte Sprachkreativität, Neusprech. Manchmal könnte ich ausflippen.

Komischerweise trifft das oben gesagte (über Führung, nicht über das Ausflippen) zumeist nur für Männer zu. Frauen führen anders. Zwar gibt es auch unter ihnen solche, die meinen, mit Stärke auftreten zu müssen, aber interessanterweise sind das nicht viele. Und die wenigen, die meinen, sie könnten die Chefin herauskehren und sich folglich alles herausnehmen, kommen damit selten gut an. Das, was Uwe Lübbermann uns auf dem Agile Monday als “Konsensdemokratie” vorgestellt hat, würde eigentlich eher zu einer Frau als Vorgesetzter passen, als zu einem Mann.

Frauen führen leise(r)

Das wäre meine Theorie, wenn ich es auf den Punkt bringen wollte. Ich komme darauf, weil meine Tochter sich einen Hund zugelegt hat. Der Besuch einer Hundeschule war in mehrfacher Hinsicht sehr interessant. Zwar geht es keinesfalls darum, den Hund ständig anzubrüllen. Aber eine kräftige Stimme kann schon helfen, dem Tier die notwendige Differenzierung von “richtig” und “falsch” mitzuteilen. Dabei ist konsequentes Handeln aber mindestens ebenso wichtig, und natürlich — wen wundert’s — die Körpersprache. Ein leise dahingesäuseltes “nein, du böser junge du, das darfst du nicht” kommt beim Hund ähnlich wie das typische “feiiiiiin gemacht” an. Folglich gibt es für ihn keinen Grund, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Ein kräftiges NEIN! wiederum, verbunden mit einem angespannten Körper, transportiert klar, dass hier eine Grenze übertreten wurde. Dazu gehört übrigens nicht zwingend ein Kasernenhofton, es muss nur kräftiger als sonst klingen. Auch wenn der Hund das Wort nicht versteht, die Bedeutung kommt rüber. Müssen wir nun unsere Mitarbeiter ebenfalls anbrüllen, wenn sie etwas falsch machen?

In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es einen Trend namens “Antiautoritäre Erziehung”, die damals wie heute sehr kontrovers diskutiert wird. Auf die Frage, ob diese Ideen nun gut oder schlecht waren, will ich mich gar nicht einlassen. Laut dem Hundetrainer allerdings wäre so ein Verhaltensmuster für die Hundeerziehung ungeeignet. Wie steht es mit dem Menschen? Müssen Vorgesetzte ebenso wie beim Militär autoritär führen, oder gibt es auch andere Möglichkeiten?

Ich denke, ja. Wir sollten uns darüber klar sein, dass wir es mit denkenden und intelligenten Wesen zu tun haben. Eine Erklärung, warum eine bestimmte Verhaltensweise falsch war, sollte nicht fehlen, ebenso wie auch ein Hinweis, wie es richtig gewesen wäre. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Mensch und Hund im Grunde nicht.

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1 Kommentar

  1. Hallo Christoph,

    schöner Artikel. Mit einer Überschrift: “Menschen führen anders” wird es für mich persönlich rund.

    Ich glaube eine gewisse Führungshaltung ist vom Geschlecht her unabhängig. Es gibt auch autoritäre Frauen. Wobei beides, also autoritäre Führung und weibliche Führung (auch) gut sein.

    Vielen Dank für diesen Blogbeitrag.
    Liebe Grüße Patrick

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