DSGVO-Kreuzfahrt

Letzte Änderung am 24. Februar 2022 by Christoph Jüngling

Sehr oft liest man von Paniknachrichten über die DSGVO (Datenschutzgrundverordnung), was wohl dem aktuellen Zeitgeist entspricht, denn “schlechte Nachrichten sind die besten Nachrichten” (Elliot Carver aus James Bonds “Der Morgen stirbt nie”). Die wenigen Stimmen, die zur Mäßigung aufrufen, verhallen nahezu ungehört. Sich aufzuregen ist “in”.

An dem ganzen Hype ist allerdings auch etwas Positives: Datenschutz wird endlich von einer breiten Masse wahrgenommen, und jetzt müssen sich auch solche Leute gezwungenermaßen damit beschäftigen, die das Thema bisher erfolgreich verdrängt haben. Dass die EU in ihrer üblichen Art gleich mal wieder über das Ziel hinausschießt, ist allerdings auch eine nicht selten gehörte Meinung.

In der ganzen Hektik hebt sich Bettina Schöbitz wohltuend von der Masse ab. Sie bietet mit ihrer “DSGVO-Kreuzfahrt” eine solide Grundlage für die eigene Umsetzung. Anhand ihres Fahrplans schildert sie eigene Erfahrungen, liefert Tipps und Tricks, garniert mit Links zu hilfreichen Seiten im Netz. So fühlt man sich mitgenommen auf die abenteuerliche Fahrt, nicht nur die eigene Website DSGVO-konform zu machen, sondern sich auch in die Gesamt-Thematik einzudenken. Die Facebook-Gruppe der “Mitreisenden” fördert ebenfalls weitere Ideen zu Tage. An Bord herrscht ein angenehmes Klima, da die Teilnehmer sich den “Bordsprech” schnell zu eigen gemacht haben. So hat man Spaß an der Reise und aufgrund der vielen unterschiedlichen Erfahrungen der Reisenden kommen Dinge zur Sprache, an die ein einzelner vermutlich nie gedacht hätte.

Die Kreuzfahrt könnt ihr online buchen (Update: Link entfernt, da Ziel nicht mehr existent), sie ist wie jedes derartige Unternehmen kostenpflichtig, allerdings in diesem Fall deutlich günstiger als eine Weltreise :-) Und diese Reise ist es allemal wert, das versichere ich euch!

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2 Kommentare

  1. Aber, aber …
    Der Vollständigkeit halber: Ich bin sehr für Datenschutz!

    Doch der Vergleich mit schlechten Nachrichten passt hinten und vorne nicht. Diese Verordnung ist Grütze. Die EU ist nicht übers Ziel hinausgeschossen (das klingt zu nett), sondern sie hat bürokratischen Unsinn verzapft. Wer im Auftrag einer Firma eine Webseite verordnungskonform machen soll, kann das einschätzen. Statt den Benutzern Cookies zu erklären, sollen sie über Dinge entscheiden, die sie noch nie verstanden haben. Schau mal hier: http://www.activemind.de und klicke dann auf “Details zeigen” im Cookiefenster. Das ist Datenschutz? Echt jetzt?

    Hast du mal so einen Verordnungsgenerator benutzt? Ein unendlich gefalteter Beipackzettel ist genau so ausführlich und korrekt, doch das Lesen ist schwierig bis nutzlos. Deckt aber alles ab. Während die Post oder Einwohnermeldeämter Daten einfach so verscherbeln dürfen.

    Man hat neuerdings Probleme z.B. Googelschriften auf der Webseite zu verwenden. War mal eine tolle Erleichterung für das Design der Seite. Jetzt stellt man fest, dass einen Google dabei ausspioniert. Und man muss den Benutzer darüber informieren, möglichst noch bevor(!?) er die Seite überhaupt sieht. Soll man jetzt wieder auf Helvetica umsteigen?

    Wir haben eine informative (weil selektive) Twitter Timeline kurzerhand von der Seite genommen. Wie soll man darüber informieren und dann noch die Entscheidung des Benutzers berücksichtigen?
    Das sind nur wenige Beispiele. Irgendwelche übereifrigen Bürokraten haben so alles Mögliche zusammengetragen, was ihnen jemand geflüstert hat. Ich muss mich danach richten.

    Wenn – was ich nicht wirklich glauben kann – es zu keinen wilden Abmahnungen kommt, wäre das alles nicht so schlimm. Doch wozu dann der inzwischen kaum bezahlbare Aufwand?

    Und warum soll ich (für kleines Budget) eine kleine Kreuzfahrt mitmachen, täglich ellenlange Emails lesen, nur damit ich im Zweifelsfall doch einen Anwalt zu Rate ziehen soll? Habe ich nichts anderes zu tun?

    Auf unserer Vereinsseite habe ich z.B. alle Formulare rausgeschmissen. Wie soll ich Protokollierung usw. absichern, wenn ich keine Ahnung davon habe, wie der Provider das alles handhabt?

    Das riecht schon alles nach Selbstzensur. Der Benutzer eine Webseite wird nur noch mehr genervt, alles wird unkomfortabler. Und ich bekomme geradezu einen Lachkrampf, wenn er mich dann fragt, wieso ich ihn nicht über WhatsApp informiere.

    Nein, das ist kein Schlechtgerede. Man hat ein wichtiges Anliegen im Buchstabensalat ertränkt. Ich zitiere gerne nochmal Tim Cole: “Mit der Datenschutzgrundverordnung schießt sich Europa gerade ins Knie.”

    1. Was https://www.cookiebot.com/de/ da anbietet, ist tatsächlich das umfangreichste, was ich bisher gesehen habe. Das halte ich auch nicht für realistisch, da ja schon NoScript und Ghostery (Firefox-Plugins) die meisten vor große Probleme stellen. Da ist mir mein Verfahren des “Ja”-sagens lieber, denn wenn man gar nichts sagt, gibt’s auch keine Cookies.

      Das Thema “Selbstzensur” ist allerdings durchaus relevant. Wie du gesehen hast, habe ich edv3.de erstmal stillgelegt, was dabei natürlich auch die dortigen Artikel betrifft. So kann man kritische Stimmen auch auf hohem Niveau mundtot machen, was der Demokratie und der Meinungsfreiheit einen massiven Dämpfer verleiht.

      Trotzdem müssen wir da jetzt erstmal durch.

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