Langweilige Präsentationen

In diesem Artikel erfährst du, wie man langweilige Präsentationen macht. Da das nicht jeder kann, dachte ich, ich gebe mal ein paar Tipps aus meinem Leben als leidender Teilnehmer an Powerpoint-Meetings.

Eines ist klar: Es gibt eh nur Powerpoint, und ein Vortrag besteht aus Folien. Je mehr, desto besser. Und weil Folien teuer sind (oder zumindest waren sie es mal), muss der Platz darauf bestmöglich ausgenutzt werden. Das bedeutet: Kleine Schrift, viele Worte, und möglichst lange Sätze.

Zweite Regel: Alles vorlesen! Schließlich kann man von niemandem verlangen, dass er oder sie die vielen Buchstaben auf den Folien schnell genug lesen und verstehen kann. Selbstverständlich dreht sich der Vortragende zum Vorlesen zur Leinwand um, denn das ist ja die Blickrichtung, die die Zuschauer ebenfalls haben. Rhetoriktrainer nennen das “Spiegeln”, damit baut man eine gemeinsame Basis zu den Zuschauern auf.

Als erstes muss eine Startseite her. Sie muss in großen und fetten Buchstaben einen unverständlichen Titel enthalten. Das ist notwendig, damit die Zuschauer Lust auf den Vortrag bekommen. Denn wenn sie bereits aus dem Titel alles herauslesen könnten, wäre der Vortrag ja überflüssig und sie würden sich eventuell langweilen.

Natürlich gehört das Logo der Firma auf das Deckblatt, schön groß und einigermaßen zentral. Aber nicht nur auf das Deckblatt, sondern auf jede einzelne Folie, und zwar auf jeder immer an der gleichen Stelle. Das geht am einfachsten, indem man es auf die Folienvorlage platziert. Wenn wir schon mal dabei sind, können wir gleich in der Fußzeile links unseren Namen, in die Mitte den Titel des Vortrages und rechts eine Seitenzahl einbauen. Den Namen bitte schön groß, damit er während des Vortrages von jedem ausreichend oft gelesen wird. Wir wollen ja einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Folien leben von Aufzählungen! Also sorge dafür, dass deine Folien möglichst viele Aufzählungspunkte enthalten, 15 – 20 sind sicher eine gute Empfehlung. Dabei kommt uns Powerpoint sehr entgegen, denn es verkleinert automatisch die Schriftgröße, wenn der Platz knapp wird. Lass dich dadurch nicht verunsichern, nur wer schreibt, der bleibt. Und außerdem wird ja sowieso alles vorgelesen.

Profis verwenden zusätzlich zu Aufzählungen übrigens Einrückungen. Jedes mal, wenn ein weiterer Punkt zu einem Unterpunkt wird, versucht der Zuschauer unweigerlich die Struktur im Kopf nachzubilden. Wenn er sie nicht sofort versteht, ist das ein Zeichen deiner Stärke als Foliendesigner. Am besten ist es folglich, wenn jede weitere Zeile einen neuen eingerückten Aufzählungspunkt enthält. Dadurch entsteht eine hübsche Treppenstruktur, und das macht unsere Folien ansprechend, künstlerisch wertvoll und lenkt von eventuellen Schwächen in unserer Argumentation erfolgreich ab.

Im Falle der unbedingt notwendigen Kuchen-Diagramme muss das Diagramm so klein gehalten werden, dass das Logo noch einwandfrei zu sehen ist. Selbstverständlich gibt es hier wenig vorzulesen, aber dafür kann man den Aufbau haarklein schildern, damit auch die Teilnehmer in der letzten Reihe alles verstehen. Bei der Farbgebung ist auch bei Balken- und Säulen-Diagrammen darauf zu achten, dass jeder Block eine eigene Farbe bekommt. So setzen sich die Kästchen besser voneinander ab und … siehe “künstlerisch” im vorhergehenden Absatz.

Als Abschluss kommt eine Folie, wo sich der Redner für die Aufmerksamkeit bedankt, denn das ist höflich, und was zuletzt gesagt wird, bleibt am längsten im Gedächtnis.

 

Leider machen viele Menschen es genau so. Ich hoffe, ihr habt erkannt, dass der Text nicht wirklich ernst gemeint war :-)

Vielleicht gibt es einige  unter euch, die Lust haben, mal etwas anderes als Powerpoint auszuprobieren. Denen empfehle ich Prezi.

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2 Kommentare

  1. Jemand, der seine PP-Präsentation so unglaublich versaut, bekommt sie mit “was auch immer” ebenfalls nicht hin. Das ist dir natürlich klar, ich konnte mir den Kommentar jedoch nicht verkneifen :-)

    1. Stimmt natürlich :-)

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