Neues aus Nurma

Letzte Änderung am 4. Oktober 2014 by Christoph Jüngling

Früher sagte man oft, in Kürze werde ein neues Einkaufszentrum fertiggestellt. Oder der neue Krimi im Fernsehen beginne in Kürze. Warum eigentlich immer nur in Kürze und nicht mal in Kassel, Hamburg oder München? Da fragte wohl nicht nur ich mich, wo dieses “Kürze” eigentlich liegt.

Bei einem anderen Begriff stellt sich die Frage nicht. Werner Heisenberg hätte sich sicher gewundert, dass es so etwas im Makrokosmos gibt, und vielleicht seine Unschärferelation nochmal überarbeitet. Denn Nurma ist immer und überall gleichzeitig. Und Maeben liegt gleich daneben. Verblüffend, aber wahr.

Nur wo liegen diese beiden Orte? Von Bielefeld ist ja schon lange bekannt, dass es das gar nicht gibt. Obwohl viele Leute einen immer noch verständnislos anschauen, wenn man diese offensichtliche Wahrheit äußert.

Nicht so bei Nurma, das kennt eigentlich jeder. Allerdings hat man sich sprachlich etwas mehr Mühe gegeben, die wahre Herkunft zu verschleiern, was natürlich dazu führt, dass manche Sätze etwas holprig klingen. “Können Sie Nurma hier kurz gucken?” ist sicher eine Frage, die jedem schonmal untergekommen ist.”Nurma hier kurz” ist jetzt nicht so richtiges Deutsch, soll aber vermutlich “Es ist nur ein kurzer Weg von hier nach Nurma” heißen. Vielleicht stammt das aus einem zugereisten Dialekt, den ich noch nicht in seiner Gänze aufgenommen habe.

Häufig hört man auch “Können Sie das Nurma eben schnell fertig machen?” Hierbei handelt sich sich bestimmt um die Bitte eines Handwerkers, ihm bei seinem Werk zur Hand zu gehen, damit es mit der Stadtentwicklung schneller geht. Offenbar ist doch nicht mehr so viel zu tun in Nurma. Oder ist “das Nurma” doch kein Ort, sondern eine Sache?

Verblüffenderweise ist Nurma aber nicht nur immer (“… Nurma eben schnell …”) und überall (“… Nurma hier …”), sondern auch interdisziplinär nutzbar. Ob in der Softwareentwicklung, beim Handwerk oder auch wenn man zum Einkaufen geht, oft wird man gebeten, Nurma vorher noch einen kurzen Besuch abzustatten und Maeben (Kurzform von “in Maeben”, offenbar doch ein Vorort) etwas zu machen, was man gar nicht eingeplant hatte.

Besonders in meiner Branche wird das deutlich, wenn (in?) Maeben eine Funktion eingebaut oder ein Bug gefixt werden muss. Einen Projektplan oder sowas kennen die Einwohner von Nurma und Maeben vermutlich nicht, denn sonst würden sie sicher rechtzeitiger mit ihrer Bitte an uns herantreten. Und die Anreise dorthin muss man ja auch noch einplanen, was den Zeitaufwand weiter vergrößert.

So ist es natürlich kein Wunder, dass die Wünsche aus Nurma und Maeben auf wenig Gegenliebe beim dienstleistenden Volk treffen. Denn bei allem guten Willen gilt im Projektgeschäft eine Variante der Heisenberg’schen Unschärferelation:

Es ist unmöglich, dass zwei komplementäre Eigenschaften eines Projektes  gleichzeitig beliebig genau vorhersagbar sind.

Zwei komplementäre Eigenschaften sind zum Beispiel der Zeitaufwand und die Arbeitsmenge. Wie man sich denken kann, beeinflusst dies unsere Zeitplanungen ganz ordentlich!

Und wenn bei all diesen Unwägbarkeiten dann noch ein Bürger von Nurma sich wünscht, dass in der gleichen Zeit Maeben mehr gemacht werden soll, dann ist das reichlich unrealistisch.

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