Alt und Neu vereint

Einkaufswagen im Geschäft (Symbolbild)Der alteingessene Einzelhandel jammert über verloren gehende Kunden. Diese würden lieber im Internet kaufen, anstatt die Händler vor Ort zu unterstützen. Ich frage mich: Warum müssen wir gegeneinander kämpfen? Sollten wir nicht lieber gemeinsam an einem Strang ziehen und uns bemühen, Lösungen zu finden, die beiden Seiten nützen? Man nennt es auch eine Win-Win-Situation.

Der Einkaufsbummel. Frauen lieben ihn, und Männer hassen ihn. Der Mann geht in den Laden, kauft was er braucht (oder haben will), und geht wieder nach Hause. Die Frau verbringt Stunden um Stunden damit zu, Klamotten anzuprobieren. Sie pilgert durch sämtliche Geschäfte im Ort und darüber hinaus, bis sie letzten Endes mit einem Stück Stoff in der Hand triumphierend zur Kasse schreitet. Und Schuhe, natürlich, Schuhe! So jedenfalls sagt es das Klischee.

Natürlich hat es seinen Reiz, den Einkaufsbummel lieber zu Hause auf dem Sofa mit dem Tablet zu absolvieren. Der Warenkorb füllt sich schnell, die Versandkosten sind dank “Prime” oder vergleichbarer Deals kein Problem, und was nicht gefällt, wird kostenlos zurückgeschickt. Bei aller Bequemlichkeit und Flexibilität sollte man doch denken, dass dafür extra ein Obolus fällig ist. Doch weit gefehlt! Der Internetversandhandel bietet viele Dinge sogar günstiger an als der Fachhandel. Er muss keine Ladengeschäfte vorhalten, das zentrale Hochregallager ist voll automatisiert und die Planung wird durch den Vorlauf des Bestellprozesses sogar erleichtert: Manche Dinge lagern (bei mir jedenfalls) manchmal tagelang im Warenkorb, und dieses deutlich bekundete Interesse kann der Händler (oder Amazon) softwaretechnisch leicht ausnutzen, um die Dinge bereits für den Versand vorzubereiten. Als Personal taugt jeder ungelernte und daher leicht austauschbare Arbeiter, und Computer streiken nicht.

Warum sich also die Mühe machen, in die Innenstadt fahren, dort einen Parkplatz suchen (und womöglich noch dafür bezahlen), warten bis der Verkäufer Zeit für mich hat, um dann meine Wünsche zu äußern, nicht verstanden zu werden oder mit fadenscheinigen Verkaufsargumenten bombardiert zu werden? “Nehm’se den, den hab ich auch zu Hause!”

Der größte Fernseher ist gerade gut genug, jede zuvor genannte preisliche Grenze wird ignoriert und kreativ nach oben korrigiert. Der “Fernseher bis max. 1000 €” wird dann zu “den hier hab ich grad frisch reingekriegt, hat … (32 Features später) und kosten nur schlappe 2500, ein echtes Schnäppchen, woanders zahlen Sie glatt das doppelte!” Das alles passiert im Internet nicht. Nur so lächerliche Dinge wie “Kunden die diese Zahnbürste gekauft haben, kauften auch jenes Glanzshampoo mit Feenstaub-Effekt für den Sportwagen” oder so.

Synergien

Doch warum muss das sein, dieses Entweder-Oder? Die Technik würde es doch zulassen, dass wir die Vorteile des riesigen Amazon-Angebots und dessen Suchfunktion mit der individuellen und kompetenten Beratung des Fach-Einzelhandels verbinden. Man brauchte “nur” eine zentrale Datenbank, in der jeder Einzelhändler sein Angebot ganz oder teilweise einspeisen kann. Diese müsste natürlich im Web zugänglich sein und im Prinzip den ersten Teil eines normalen Shops unterstützen: Suche, Markierung für später, Warenkorb. Bei der Suche könnten sogar noch ähnliche Produkte angezeigt werden, sofern der Händler sie vorrätig hat. Dann kann ich mich vor Ort von den Vor- oder Nachteilen durch gezieltes Ausprobieren überzeugen. Die Verkaufsentscheidung wäre so viel nachhaltiger, und Rücksendungen würden von vornherein vermieden.

Der Warenkorb könnte, wenn man das will, auch direkt zu einer Bestellung führen. Hauptsächlich denke ich aber an eine Auflistung der Waren, geordnet nach Händler. Diese Liste müsste dann mit allen notwendigen Informationen über den Händler ausdruckbar sein. Alternativ wäre eine Übertragung an eine Smartphone-App denkbar.

So könnte der Kunde die Vorauswahl wie üblich am heimischen Rechner (oder eben wo auch immer am Smartphone) erledigen, würde aber zum Abschluss des Geschäftes den Händler aufsuchen und könnte mit ihm oder ihr noch ein Schwätzchen halten :-)

Win-win!

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

18 + 1 =