Über Umweltschutz wird immer wieder viel gesprochen, mal mehr, mal weniger. Je nachdem welche Sau gerade durch’s Dorf getrieben wird, gerät das Thema auch gerne mal in den Hintergrund, um spätestens zur nächsten Saure-Gurken-Zeit wieder hervor gekramt zu werden. Doch was tun wir wirklich? Und – viel wichtiger – was können wir tun, realistisch betrachtet?
Darüber reden nützt der Umwelt nicht, demonstrieren allein auch nicht. Auf einem Facebook-Post ein Gefällt mir setzen, auf Twitter ein Herz, was bringt das? Selbst das Teilen eines Beitrags schützt noch nichts und niemanden, es wird kein Gramm CO2 eingespart, kein Liter Benzin nicht verbrannt. Also ist alles sinnlos, weil der Einzelne ja doch (so gut wie) nichts bewirken kann?
Vielleicht sind es gar nicht die großen Ziele, die wir uns setzen sollten. So etwas klingt zwar immer gut, Reduzierung der weltweiten CO2-Belastung, nicht so viel Tropenholz verfeuern, Solar- und Windenergie ausbauen, den Wald schützen. Alles coole Ideen, aber wie mache ich das?
In der DDR, so wurde mir erzählt, gab es mal eine Initiative gegen Waldbrände. Was an sich lobenswert war, geriet leider zur Farce. Denn die Aufforderung auf den Plakaten klang so, als wäre sie direkt von dem präsidialen Dekret abgeschrieben worden: “Reduziert die Waldbrände um 50 %!” Toll, sagte man sich, und was mache ich nun? Wenn ich bisher pro Jahr zwei Waldbrände verursacht habe, dann stecke ich zukünftig nur noch einmal pro Jahr einen Wald an, oder wie? So ist das mit den Zielen, sie müssen auch erreichbar sein, gewissermaßen S.M.A.R.T.! Der Einzelne kann die landesweiten Waldbrände nicht um die Hälfte reduzieren, aber jeder kann indirekt dazu beitragen, indem er oder sie es vermeidet, auch nur versehentlich Feuer zu legen.
(Un-)Erreichbare Ziele
Das mit dem Tropenholz ist einfach. Da ich keinen Holzofen habe, gibt es auch keinen Grund, Tropenholz – oder überhaupt Holz – zu kaufen und zu verbrennen. Thema erledigt. Allerdings kann ich das weitere Abholzen der Wälder weltweit nicht direkt beeinflussen, und ich als einzelner Nicht-Käufer werde auf der nach oben offenen Influencer-Skala auch eher im Bereich um den Nullpunkt herum rangieren. Aber immerhin: Einen Fehler nicht zu machen, macht die Welt ein kleines Bisschen besser, wie bei den Pfadfindern.
Den Wald schützen, wie mache ich das? Ok, trivial ist sicher, keinen Müll herumliegen zu lassen. Heruntergefallene Äste und Zweige dürfen unter Umständen verfeuert werden (wenn es nicht wieder einen so trockenen Sommer gibt wie in den letzten Jahren), solche eigens dafür abzubrechen kann jedoch verboten sein. Das schwedische Jedermannsrecht (das vergleichbar auch in anderen Ländern existiert) bringt es mit einer kurzen Formel auf den Punkt: “Nicht stören, nichts zerstören”.
Zu Hause kommt wiederum der Holzofen in’s Spiel: Auch wenn solche Feuerstellen im eigenen Haus sogar staatlich gefördert werden und vermeintlich “natürlich” sind, sollten wir darauf verzichten. Denn das mit dem “nachwachsenden Rohstoff” ist durchaus ambivalent zu sehen. Das Holz eines Baumes ist in kurzer Zeit verfeuert, es dauert jedoch Jahrzehnte, bis ein neu gepflanzter so groß ist wie der alte.
Doch selbst wenn wir nur Totholz verfeuern, bleibt ein zweiter Punkt: Die durch das Verbrennen entstehende Feinstaub- und CO2-Belastung. Gerade in Einfamilienhausgegenden ist die Feinstaubbelastung Abends und am Wochenende besonders hoch. So eine Überraschung, wie das nur kommt?
Fossile Brennstoffe sind auch so ein Thema. Nur um der Deutlichkeit willen, das sind Kohle, Gas, Öl und das aus letzterem raffinierte Benzin. All das ist zwar streng genommen durchaus nachwachsend, allerdings dauert es anders als bei den Bäumen deutlich länger. Wikipedia spricht hier von Zeiträumen im Bereich vieler Millionen Jahre. Das lässt uns keine Chance, dass auch nur ein Tropfen Benzin im Laufe unseres Lebens nachgewachsen ist.
Es wäre also nur logisch, wenn wir zunächst unseren Benzinverbrauch reduzieren. Jeder Liter weniger bringt etwas, und über die Zeit und die Masse an Fahrzeugen ist eine Halbierung des Benzinverbrauchs schon recht ordentlich. Natürlich kann man fordern, Autos lieber heute als morgen ganz abzuschaffen, denn schließlich ist “nichts” besser als “wenig”. Aber so schnell ist die Industrie dann doch nicht, selbst wenn sie wollte. Und mit dem Wollen ist das dabei ja so eine Sache. Besagte Halbierung lässt sich aktuell problemlos durch Hybridfahrzeuge erreichen. Bei einer Reduzierung des Durchschnittsverbrauchs von 10 auf 5 l/100 km und angenommenen 15.000 km pro Jahr macht das über die wiederum angenommene Lebensdauer von 10 Jahren rund 7.500 Liter Superbenzin. Bei (erneut) angenommenen 1,40 €/l sind das etwas über 10.000 €. Durch die geringere Steuer dank niedrigerem CO2-Ausstoß (ja, die KfZ-Steuer ist quasi schon eine CO2-Steuer!) sparen wir sogar noch mehr. Na, das ist doch schon ein Wort, oder?
Rein elektrisch betriebene Fahrzeuge haben zwar auf den ersten Blick eine bemerkenswerte Umweltbilanz: Kein Sprit, kein CO2-Ausstoß, und vor allem kaum Lärm. Aber bedenkt man, dass der Strom ja auch irgendwie erzeugt werden muss und das Lithium bei der Gewinnung unter recht hohen Schwierigkeiten aus dem Erdreich extrahiert werden muss, dann fällt die Bilanz keineswegs mehr so eindeutig positiv aus.
Apropos Strom: Das Solarpanel auf dem Dach wäre sicher eine Option für Hausbesitzer. Doch es muss zunächst gekauft und aufgebaut werden, dann braucht es regelmäßige Wartung und Pflege. Die Entfernung von Ablagerungen auf dem Panel ist sinnvoll, damit das Sonnenlicht nicht durch den Dreck davon abgehalten wird, in den Siliziumelementen Gutes zu tun. Das erfordert dauerhaft Aufwände, die den Ertrag schmälern, hinzu kommen noch eventuelle Reparaturen. Selbst in der Hochzeit der staatlichen Förderung war davon die Rede, dass es Jahrzehnte dauert, bis sich die Anschaffung durch Einsparung beim Stromkauf und sogar Vergütung durch Rückspeisung amortisiert hat. Und die Umweltbilanz? Schließlich ist die Sonnenenergie ja kostenlos. Aber das Silizium muss auch erstmal gewonnen werden.
Nochmal Strom: Manche Leute haben zwei Monitore am Computer. Brauchen wir wirklich immer beide? Wie wäre es, einen davon abzuschalten, wenn wir nur Youtube schauen wollen? Und was ist mit den ganzen Geräten, die im Stand-By-Betrieb nur darauf warten, dass wir den entscheidenden Knopf an der Fernbedienung drücken, um sie wieder zum Leben zu erwecken? Eine Schaltsteckdose kann auch hier schon wieder ein paar Watt einsparen. Auch der Kühlschrank ist ein Dauerverbraucher. Hier gilt es beim kauf, die Energieeffizienzklasse zu beachten. Ein Gerät nach A+++ ist bei Anschaffung zwar teuer, spart aber unter Umständen über die Betriebsdauer von hoffentlich vielen Jahren eine große Menge Energie ein, die den höheren Preis rechtfertigt.
Und ein Drittes mal Strom: Wie oft lassen wir das Licht brennen, wenn wir einen Raum verlassen. Das kommt oft in Büros vor (“ist ja nicht mein Geld”), aber auch zu Hause (“das sind doch Energiesparlampen”). Wie wäre es damit, die Lampen abzuschalten, wenn wir z.B. für eine Stunde in ein Meeting gehen und niemand mehr im Gemeinschaftsbüro ist? Und natürlich wird auch das Licht im Meetingraum ausgemacht, wenn das Meeting vorbei ist.
Das alles sind vielleicht nur kleine Fische, nur Milliwatt, aber wie heißt es so schön: Kleinvieh macht auch Mist! Wenn wir alle bereits im Kleinen darauf achten, ist schon etwas gewonnen. Und wenn die Denkweise der Energiesparsamkeit sich fortpflanzt, erreichen wir damit vielleicht viele andere Menschen. Das mag zwar immer noch nicht die Welt retten, aber es ist ein Anfang.
2 Kommentare
“Kleinvieh macht auch Mist”
“Wer den Pfennig nicht ehrt….”
Und all diese Sprüche. Nein, davon halte ich nichts mehr. Wattestäbchen verbieten – geht’s noch? Klimazertifikate von Namibia kaufen – echt? Man muss Dinge endlich mal zuende denken. Keine Kohleverbrennung mehr, keine Autos mehr. Was weiss ich, aber man muss drüber reden und dann auch entscheidende Dinge tun. Eben nicht Kaffeebecher verbieten und solch ein Pillepalle. Muss denn jeder Wandel immer mit einer Katastrophe beginnen?
Ha! Die Frau Doktor liest hier mit :-)
https://www.n-tv.de/der_tag/Merkel-mahnt-Union-Kein-Pillepalle-mehr-in-Sachen-Klima-article21071546.html