Powerpoint aus den Meetings verbannen?

Mein nicht ganz ernst gemeinter Blogbeitrag Langweilige Präsentationen hatte damals durchaus seinen Hintergrund. Was ich ironisch dargelegt hatte, hat man bei Amazon nun offenbar auf die Spitze getrieben. Laut Marcus Raitner (Geschichten erzählen statt Stichpunkte aufzählen) hat Jeff Bezos Powerpoint aus seinen Meetings verbannt und setzt lieber auf 6-seitige Memos, die zu Beginn eines Meetings gemeinsam in der Stille gelesen werden.

Meiner Ansicht nach geht das etwas zu weit, auch wenn ich die Grundlage der Entscheidung nachvollziehen kann. Denn sowohl bei Powerpoint als auch bei “Geschichten” steht und fällt alles mit der Fähigkeit, dies zu tun!

Es ist sicher richtig, dass Powerpoint dazu verleitet, alles auf die Folie zu schreiben und dann einfach nur vorzulesen. Da würde sich wohl jeder sagen, “das hättest du auch per Mail verschicken können”. Dass das nicht das eigentliche Ziel von Overhead-Folien war, kann sich ebenso jeder vorstellen, der damals noch mit echten Folien gearbeitet hat. Da musste man sich schon Gedanken machen, was man auf die Folie bringt. Das mal eben schnell noch zu ändern bedeutete fast immer, die Folie neu zu schreiben und zu gestalten.

Bei Powerpoint ist es im Grunde viel zu einfach, noch mehr Text in eine Folie zu pressen, da die Schriftgröße sich automatisch anpasst. Irgendwann ist sie dann so klein, dass keiner mehr etwas lesen kann. Aber das macht nichts, dafür gibt es ja die Hand-Outs (auf denen dann allerdings auch nichts mehr lesbar ist).

Und das soll bei 6-seitigen Memos besser sein? Jeder kann viel Text schreiben, aber ist das schon eine Geschichte im obigen Sinne, nur weil es viele Seiten sind? Ich befürchte fast, das würde mich noch mehr langweilen als bunte Bildchen auf der Leinwand.

Was vielleicht die Lösung sein kann, wäre die Fähigkeit, Dinge auf die richtige Weise zu sagen. Unabhängig von der Technik sollte der Redner überzeugend sein, seine Zuhörer mitreißen, begeistern. Powerpoint ist dann hoffentlich nur noch eine Unterstützung des Vortrags, kein Ersatz dafür. Und dann muss es auch nicht verboten werden.

 

 

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