Es kostet, was es eben kostet

Letzte Änderung am 1. Mai 2015 by Christoph Jüngling

Immer dann, wenn ich für einen (potentiellen) Kunden ein Angebot machen sollte, stand ich als Selbständiger vor einem Dilemma. Ich wollte den Auftrag vielleicht haben, weil ich sonst nichts verdient hätte, und ich konnte auch oft verstehen, dass kaum ein Kunde bereit ist, einen Softwareentwickler einfach so drauflos arbeiten zu lassen, bis der meint, fertig zu sein. Eine Bezahlung auf Stundenbasis kommt für viele Leute einfach nicht in Frage, weil sie hoffen, mit einem Festpreis eine saubere Kalkulation hinzulegen. Interessant ist, dass auf der Seite der zu erbringenden Leistung diese Fixierung oft nicht gilt.

Ein Kunde wollte mal ein Angebot für eine Reisebürosoftware, und er wusste scheinbar auch ganz genau, was das Programm können sollte. Es sah auch nicht unmöglich aus, also machte ich mich daran und schrieb eine detaillierte Beschreibung, aufgrund derer ich dann auch den Auftrag bekam. Eine Anzahlung wurde geleistet, ich begann, und als das Projekt einen gewissen Reifegrad erreicht hatte, vereinbarten wir einen Termin.

Es stellte sich heraus, dass doch noch etwas mehr benötigt würde. Es schien eine Kleinigkeit zu sein, also stimmte ich zu, es “einfach so” noch mit einzubauen. Das war wohl der entscheidende Fehler, denn beim nächsten Termin kam dann noch eine “Kleinigkeit” hinzu, und so ging es immer weiter. Zum vereinbarten Festpreis, wohlbemerkt!

Irgendwann habe ich dann Nein gesagt und deutlich gemacht, dass alles weitere jetzt nur noch gegen Aufpreis zu haben sei. Wir vereinbarten weitere Arbeiten wieder schriftlich, ich stellte ein neues Gesamtangebot, und nun wurde der Kunde böse. Das neue Angebot war um 50 % höher als das vorherige, weil seine neuen Ideen das bisherige Konzept und auch das Datenbankmodell teilweise in Frage stellten. Dennoch schien es für ihn weiterhin nur die berühmte “Kleinigkeit” zu sein, und er beschimpfte mich als unseriös.

Schade, dass ich den folgenden Artikel damals noch nicht gelesen hatte, der sehr schön geholfen hätte, diese Situation bereits im Vorfeld zu klären. Hierbei geht es um den Kauf eines Autos, aber das ist auf andere Sachen leicht übertragbar:

I told them straight up that I had no time or energy for haggling (and they actually do not do that either). I wanted their best offer and if it was good I would take it and if it was not good, I would walk. Simple.

Gefunden auf Lightning Essentials

Das angesprochene Projekt war leider kein Einzelfall, daher habe ich irgendwann entschieden, keine Festpreisangebote mehr zu machen.

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