Pomodoro-Methode: Arbeit scheibchenweise

Pomodoro-Timer

Pomodoro-Timer
Foto: Erato auf Wikinews auf Italienisch – Übertragen aus it.wikinews nach Commons durch Fale mithilfe des CommonsHelper, Lizenz CC BY-SA 3.0, Quelle

Durch gelegentliche Gespräche mit Kollegen bin ich vor längerem auf die Pomodoro-Methode gestoßen. Die Methode geht laut Wikipedia auf Francesco Cirillo zurück, der diese in den 80er Jahren entwickelt hat. Kurz gesagt unterteilt diese Methode den Arbeitstag in verschiedene Abschnitte: Man arbeitet 25 Minuten lang an einem Problem oder einer Aufgabe, macht dann 5 Minuten Pause, um sich ihr dann wiederum 25 Minuten lang zu widmen. Das geht solange weiter, bis die Aufgabe erledigt ist. Nach 4 Pomodori wird allerdings eine längere Pause gemacht, empfohlen sind 15-20 Minuten.

Jede Aufgabe wird zuvor schriftlich formuliert. Nach jedem Pomodoro-Schritt kommt ein Kreuz dahinter, und wenn die Aufgabe erledigt ist, wird sie durchgestrichen. Der damit einhergehende Belohnungseffekt erinnert stark an die Vorgehensweise, die Jim Benson und Tonianne DeMaria Barry in Personal Kanban mit dem Weiterziehen der Karten in Verbindung bringen.

Ich habe lange überlegt, wie ich diese Methode in meine Arbeit hinein tragen kann. Einen tickenden Kurzzeitwecker (siehe Artikelfoto) mit ins Büro zu nehmen, erscheint mir nicht sinnvoll. Abgesehen davon, dass die Kollegen ebenfalls mit der Zeitbombe leben müssten, würde mich selbst das Ticken massiv stören. Naheliegenderweise dachte ich dann an eine Android-App für mein Smartie, und da bin ich nach einigem Suchen (es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von Angeboten) fündig geworden. Clockwork Tomato bietet neben der Grundfunktionalität viele weitere Möglichkeiten. Vielleicht schreibe ich gelegentlich mal einen eigenen Blogartikel darüber.

Zunächst stellt sich für mich aber die Frage, wie so eine umfangreiche Pausenstruktur in die Vorstellungswelt eines Chefs von dem Arbeitseifer seiner Angestellten passt. Das ist sicherlich auch stark von der Art der Arbeit abhängig. Wer eine support-ähnliche Tätigkeit ausübt, wird kaum in der Lage sein, die vorgegebenen Zeitscheiben strikt einzuhalten. Da muss man reagieren, wenn jemand anruft oder im Büro steht. Fünf Minuten aus dem Fenster schauen, während der Kollege mit wippenden Füßen auf der Schwelle steht, ist nicht nur unhöflich, sondern könnte auch gerade den Konflikt auslösen, der allen Gewinn der Methode wieder zunichte macht.

Auch während eines zweistündigen Meetings dürfte es schwierig sein, mal eben schnell eine fünf-minütige Pause einzufügen. Manchmal geht es einfach nicht.

Anders ist es sicher im Bereich der Softwareentwicklung. Von diesen Nerds ist man es ja gewohnt, dass sie gelegentlich unbeweglich verharrend zur Decke starren, denn man weiß ja: Denken ist auch Arbeit! Doch rechnen wir mal zusammen: Bei einer Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden besteht der Tag mehr oder weniger aus 7,5 Stunden. Von einem Kunden weiß ich, dass 40 Minuten Mittagspause und 20 Minuten Frühstück automatisch abgezogen werden. Diese Pausen sollten wir möglichst sinnvoll in den Pomodoro-Rhythmus integrieren.

Pomodoro: Ein realistisches Beispiel

Ich habe das mal in einer Tabellenkalkulation eingetragen (Download, Tabelle 1). Bei diesem Zahlenspiel stelle ich fest, dass ich für 7,5 Stunden abrechenbare Arbeit 10 Stunden anwesend sein muss. Ich kann also nur 3/4 meiner investierten Zeit tatsächlich abrechnen. Ist es das wert?

Allerdings muss man vielleicht noch bedenken, dass ich Nichtraucher bin. Und wenn ich meine rauchenden Kollegen beobachte, stelle ich fest: Mit der Pomodoro-Methode mache ich eigentlich ziemlich genau das, was diese schon immer machen. Vielleicht wird die Raucherpause nicht genau nach 25 Minuten gemacht, und sie dauert vielleicht auch nicht immer nur 5 Minuten, aber in puncto Abwechslung kommt das schon einigermaßen hin. Ich brauchte also keine Skrupel zu haben, mir mal 5 Minuten Auszeit zu gönnen, wenn das bei den Kollegen ebenfalls stillschweigend toleriert wird. Und dann sieht die Zeittafel schon ganz anders aus (derselbe Download wie oben, Tabelle 2).

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1 Kommentar

    • Alexander Müller auf 30. März 2016 bei 06:37
    • Antworten

    “Pausen” sind in diesem Zusammenhang aus meiner Sicht nicht unbedingt als Facebook-Klickereien, Moorhuhn-Geballer oder Youtube-Konsum zu verstehen. Meist genügt schon ein Gang zur Kaffeemaschine oder einfach das Zurücklehnen und aus dem Fenster schauen, um sich vom Laserfokus zu lösen und den Kopf abschweifen zu lassen. Das passiert nach einiger Zeit meist automatisch, hier setzt man es gezielt ein.
    Ich setze übrigens lieber ein Tool am PC selbst ein, micht nervt es, zum Smartphone wechseln zu müssen. Allerdings hab ich da auch noch nicht DAS Tool gefunden, vielleicht sollte ich selbst eins schreiben ;) Bis dahin verwende ich CherryTomato (http://www.beatpoints.com/cherrytomato/) — das läuft in der Taskleiste, tickt dort vor sich hin und erinnert mich mit einem schrillen Küchenweckerklingeln an das Ende der Zeitscheibe.

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