Quellcodeverwaltungen – Weltmarktübersicht

Letzte Änderung am 2. Juli 2016 by Christoph Jüngling

Bernd Gilles und Phil Stiefel

“Ein Leben ohne Quellcodeverwaltung ist möglich, aber sinnlos.” Mit diesen berühmten Worten frei nach dem großen Loriot leitet Bernd den gemeinsamen Vortrag ein. Laut spontaner Umfrage arbeiten etwa 40 % der Anwesenden mit Quellcodeverwaltung, was mehr sind, als zumindest Phil erwartet hat.

Über die Vorteile von Quellcodeverwaltung kann viel geschrieben und gesagt werden, aber vielleicht lernt man diese erst richtig zu schätzen, wenn man sie einmal wirklich eingesetzt hat. Die Analyse und Behebung von Bugs in längst fertiggestellten Versionen zählt sicher ebenso dazu wie der Wegfall der Unsicherheit, welcher Stand nun der Aktuelle ist. Auch die Nachvollziehbarkeit bei der Suche nach der konkreten Stelle (und des Entwicklers), wo ein bestimmter Bug in das System hinein gekommen ist, eine wichtige Sache.

Eine wichtige Unterscheidung ist dabei die zwischen zentralen und verteilten Quellcodeverwaltungssystemen. Bei ersteren kann eine Blockierung eines ausgecheckten Elements verhindern, dass zwei Leute gleichzeitig an demselben Objekt arbeiten. Was zunächst wie ein Vorteil klingt, kann über eine Urlaubsphase hinaus zu Irritationen führen. Im zweiten Fall ist dies systembedingt (weil “verteilt”) nicht möglich. So haben diese unterschiedlichen Konzepte durchaus beiderseitig Vor- und Nachteile.

Der Übergang zu Access erfordert zunächst ein Umdenken: Eine Quellcodeverwaltung verwaltet Dateien. Access-Objekte liegen jedoch nicht als Dateien vor, und die komplette MDB oder ACCDB einzuchecken ist ziemlich sinnfrei, da hier nur ein großes BLOB (binary large object) verwaltet würde. Ein Vergleich im Sinne “was hat sich geändert” ist so nicht möglich. Es muss also eine “Übersetzung” von Access-Objekten zu Dateien und umgekehrt geben. Die vorgestellten Tools OASIS und das neue Ivercy leisten genau dieses, nicht mehr und nicht weniger. Quellcodeverwaltungen sind sie selbst nicht.

Was sie genau leisten, führen Bernd und Phil dann jeweils an Beispielen vor. Interessant (weil für mich neu) ist dabei die Information, dass OASIS inzwischen auch mit Git zusammenarbeiten kann. Bisher ging das nur mit Subversion. Ebenfalls ist neu, dass auf Strg-s hin automatisch auch die Änderungen exportiert werden, so dass man das nicht mehr vergessen kann. Dennoch bleibt für den Entwickler noch einiges übrig, an das er denken muss. Im umgekehrten Fall, also dass auf einen alten Stand zurückgegangen werden soll, gilt das ebenfalls. Subversion oder Git würden hierbei nur die Dateien ändern, den Import nach Access muss der Entwickler selbst anstoßen.

Unterschiede

Bei Ivercy fällt schon auf den ersten Blick eine deutliche Änderung ins Auge: Ausgecheckte Objekte werden im Navigationsbereich mit einem blauen Vorhängeschloss gekennzeichnet, ausgecheckte durch einen roten Haken. Ist das Objekt in Access lokal geändert worden, taucht dort zusätzlich ein rotes Plus auf, eine neuere Version im Repository wird mit einem roten Ausrufezeichen gekennzeichnet. Checkin und Checkout wird über das Kontextmenü realisiert, das Ribbon ähnelt wie auch diese Icons frappant dem Design des ursprünglich von Microsoft stammenden Addins. Letzteres steht jedoch ab Access 2013 nicht mehr zur Verfügung. Der Sperr-Mechanismus kommt wie schon gesagt nur bei SVN zum Tragen.

Ivercy hat bezüglich der Integration in Access und der besseren Visualisierung sicher die Nase vorn, kleinere Probleme während der Demo lassen sich bis zum Final Release bestimmt noch ausbügeln. OASIS ist lockerer angebunden, jedoch besser in den VBA-Editor integriert und bietet gegenüber Ivercy den Vorteil, dass “Tabellen und sonstige Objekte” als individuelle XML-Dateien exportiert werden, und dies sogar getrennt nach Struktur und Daten. Das ist sicher grundsätzlich ein Vorteil, dürfte aber in der Praxis nicht die große Bedeutung haben, da Tabellendaten eher selten in die Quellcodeverwaltung gebracht werden und ferner Tabellenupdates, insbesondere am Backend, einen völlig anderen Mechanismus erfordern.

Für beide Tools gibt es auf den jeweiligen Websites Testversionen, die kostenfrei heruntergeladen werden können (Ivercy 30 Tage, OASIS in der Objektanzahl begrenzt).

UPDATE: Ein paar textliche Korrekturen, verbunden mit dem Hinweis, dass Phil in seinem Blog auch ein wenig darüber “retrospektiviert” hat :-)

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1 Kommentar

  1. Ivercy ist bereits seit dem 24 September 2015 offiziell released. Der Fehler im Demo war entweder ein Benutzer-Fehler von mir oder ein Bug in dem verwendeten MSSCCI-Provider für Subversion.

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