Wochenschau 18/2020

Wie schnell so eine Woche vergehen kann, wird mir erst so richtig bewusst, seit ich diese Wochenschau schreibe. Woche für Woche (und das nun schon seit einem Monat) sammle ich hier das, was mir so auffällt. Heute will ich zusätzlich kurz darauf eingehen, wie ich das eigentlich mache.

Ich fülle meine Tasche

Das Wortspiel ist – wie so oft bei mir – beabsichtigt. “Tasche” heißt im englischen “pocket”, und das ist auch der Name der Cloud-Applikation, die ich dafür benutze. Diese hatte ich hier schon einmal kurz erwähnt. Das Prinzip ist schnell erklärt.

In der Firefox-Adressleiste befindet sich ein Symbol (im Screenshot rot umrandet, im Original natürlich nicht), das auf Mausklick hin die URL der aktuell aufgerufenen Website zu dem Pocket-Dienst schickt. Vorher wird noch ein Dialog angezeigt, in dem ich dem Artikel in Pocket unter anderem beliebige Stichworte hinzufügen kann. Das erleichtert es mir später, die Artikel zu einem Thema gesondert herauszusuchen.

Auf der Pocket-Website kann ich dann unter dem Menüpunkt “Tags” (das englische Wort wurde in der Übersetzung der Website beibehalten) das gewünschte Stichwort aus meinen selbst vergebenen auswählen und sehe damit nur die Artikel, denen ich dieses Stichwort zugewiesen habe.

So ist es leicht, im Laufe der Woche die Artikel zu sammeln, zu denen ich etwas in der Wochenschau schreiben könnte. Wenn ich es dann getan habe, lösche ich das Tag “Wochenschau” von dem Artikel und archiviere ihn.

Durch die Decke

Heinz Oberhummer

Heinz Oberhummer – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Quelle

Die Neue Zürcher Zeitung titelt Die neue Rezo geht durch die Decke, was schon ein wenig witzig ist, denn Mai Thi ist in ihren Videos durchaus anders als Rezo. Da kann man sie doch ruhig bei ihrem eigenen Namen nennen, oder?

Die Schweizer Nachrichten schreiben, dass die Wissenschaftsjournalistin den Heinz Oberhummer Award für Wissenschaftskommunikation 2020 erhält. Dass die Auszeichnung mit 20.000 Euro und einem Glas Alpakakot dotiert ist, klingt zunächst wie ein verspäteter Aprilscherz, doch es scheint alles seine Richtigkeit zu haben. Auch der Name “Oberhummer”, der – würde man ihn englisch aussprechen – wie “Oberhammer” klingt, ist wohl real. Alles in allem würde ich sagen, der Preis ist verdient. Schaut euch ruhig mal den Youtube-Kanal “mailab” an.

Alles falsch?

Coronavirus, GesichtsmaskeSeit dem Beginn des Lockdowns tauchen Stimmen auf, die das alles für völligen Blödsinn halten. Einige davon glauben nicht an Corona, anderen halten die Maßnahmen für überzogen, oder sie verwechseln Corona mit Grippe und Grippe mit dem “grippalen Infekt” oder sogar einer einfachen Erkältung. Krank ist krank, wieso sollte man da auch differenzieren? Und manche sind vermutlich einfach aus Prinzip gegen alles, was die Regierung entscheidet.

Aber das Problem mit der Datenbasis lässt sich nicht so einfach durch das Argument “alles Verschwörungstheoretiker” abtun. Zunächst haben wir das Problem, dass nicht genügend Tests zur Verfügung stehen, dass überhaupt alle Menschen getestet werden können. Getestet werden wiederum vermutlich auch nicht alle, die entsprechende Symptome haben. Also bleibt eine hohe Dunkelziffer.

Problem Nummer zwei ist der Zeitverzug: Zwischen Infektion und Ausbruch vergehen 5-6 Tage, zwischen dem ersten Ausbruch und dem Arztbesuch erneut einige Tage, dann würde überhaupt erst ein Test erfolgen. Dessen Auswertung benötigt wiederum 1-2 Tage, gefolgt von der Meldung an das RKI. Grob gerechnet haben wir zwischen der tatsächlichen Infektion und dem Eintrudeln der Meldung locker 1-2 Wochen.

Hinzu kommt die Unsicherheit dieser Verzögerungen, weshalb man am RKI versucht, mit statistischen Methoden den Zeitpunkt der Infektion möglichst genau abzuschätzen.

Und letztlich ist da noch die Tatsache, dass im Laufe der Zeit mehr und mehr Tests zur Verfügung stehen. Bei einer hinreichend großen Menge an Infizierten würde somit die Anzahl der gefundenen Infektionen schlicht aufgrund der häufigeren Tests steigen. Und – als ob das noch nicht genug wäre – existieren “in Deutschland nur bedingt verlässliche Zahlen zur Anzahl der durchgeführten Tests pro Woche”.

Alles in allem ist gemäß dem Artikel im Spektrum keineswegs sicher, dass die getroffenen Maßnahmen wirklich noch nötig sind, weil die tatsächlichen Zahlen der Infektionen deutlich niedriger liegen als bisher angenommen. Dies thematisiert auch Heise in dem Telopolis-Beitrag Die Überschätzung des tatsächlichen Anstiegs der Coronavirus-Neuinfektionen, ebenso die TU Ilmenau in Monitoring der Ausbreitung von COVID-19 durch Schätzen der Reproduktionszahl im Verlauf der Zeit.

Das ist Wasser auf die Mühlen der Lockdown-Gegner. Dabei klingt das alles aber ziemlich einleuchtend. Und es ist eines Wissenschaftlers keineswegs unwürdig, eine Art sokratisches “ich weiß, dass ich nicht weiß” einzugestehen, denn bisher hatten wir so etwas noch nicht.

Was nun? Das ist das Problem bei allen Informationen aus dem WWW: Sie mögen noch so glaubwürdig klingen, und können dennoch kompletter Schwachsinn sein. Wie es hier ist, weiß ich nicht. Spektrum.de und Heise.de sind keine Seiten, denen ich zutraue, Verschwörungstheoretikern eine Plattform zu bieten. Aber reicht das schon?

Andere füllen auch ihre Taschen

Und da sind wir schon bei der nächsten kritischen Thematik. Einige werden es wiederum Verschwörungstheorie nennen, andere einen Leak – so ist das Leben. Bill Gates, der Gründer und langjährige Chef von Microsoft, wurde schon in der Frühzeit der modernen Computertechnik kontrovers gesehen. Wo jede Neuerung im Bereich der Software “Windows” und darüberhinaus bei den Fans Begeisterungsstürme entfachte, wie sie sonst nur von Apple-Produkten bekannt wurden, da haben andere stets bemängelt, dass Gates hart gegen Raubkopierer vorginge, gehörte er doch angeblich in seinen frühen Jahren selbst zur Gruppe der Jäger und Sammler. Beweisen lässt sich wahrscheinlich nichts davon, aber die Gerüchte sind nun mal in der Welt.

Der Telepolis-Beitrag Über Impfstoffe zur digitalen Identität? beleuchtet die Person Gates aus einem anderen Blickwinkel, nämlich dem der Multinationalen Konzerne. Derartiges hört und liest man ebenfalls immer mal wieder zwischen den Facebook-Zeilen, ohne dass diejenigen, die solches posten, auch nur den winzigsten Beweis erbracht hätten. Es geht anscheinend um die digitale Identität, die irgendwie mittels Impfungen durchgesetzt werden soll, was die Gruppe der Impfgegner vermutlich ebenfalls begeistert aufnehmen wird. Gerechtfertigt wird dies mit der Sicherstellung von Grundrechten, während es an manchen Stellen eher dein Eindruck macht, als ob diese damit massiv auf dem Prüfstein liegen würden.

Lest den Artikel, ich glaube, das könnte interessant werden.

Digitale Kontaktverfolgung

Auch der letzte Beitrag beschäftigt sich mit Grundrechten. Schon seit einigen Wochen kursiert die Nachricht, dass Google und Apple gemeinsam an einem Standard zur Kontaktverfolgung über Bluetooth arbeiten würden. Letztlich sollten die entsprechenden Mechanismen sogar in die Betriebssysteme der Smartphones, Android und iOS, integriert werden. Netzpolitik hat dazu einiges zusammengestellt.

Solange man über eine App wie die Datenspende-App des RKI nachdenkt, die mehr oder weniger gut anonym alle Kennungen von Geräten speichert, denen ich im Laufe der Zeit auf wenige Meter und über eine Zeitraum von wenigstens mehrere Sekunden nahe gekommen bin, wird man sich beruhigt zurücklehnen wollen. Erstens ist die Installation und der Betrieb der App ja angeblich freiwillig, und zweitens kann sie ja jederzeit wieder deinstalliert werden. Doch da eine solche App nur dann einen Nutzen bringt, wenn sie in hinreichender Zahl auch tatsächlich betrieben wird, stellt sich die Frage, wie lange die Freiwilligkeit noch bestehen wird.

Ferner fragt man sich, ob es dann nicht auch einen Zwang geben würde, sein Smartphone dauernd mit sich zu führen. Denn nur dann wären die erhobenen Daten ja überhaupt aussagekräftig. Wie sollte unterschieden werden, ob das Smartphone nur auf meinem Schreibtisch liegt, während ich brav im Homeoffice arbeite, oder ob es auf meinem Schreibtisch liegt, während ich in der Weltgeschichte herumstreune. Und man fragt sich grund(ge)sätzlich, ob auf diesem Wege nicht vielleicht eine heimliche Aushöhlung von Grundrechten stattfindet, die wir erst dann bemerken (sollen), wenn es zu spät ist.

Auch eine Quarantäne-App wurde bereits angekündigt. “Diese soll Gesundheitsämter bei der Überwachung der Einhaltung von Auflagen für Einzelpersonen zu unterstützen.” (Quelle)

In allen diesen Punkten geht es um Überwachung. Sie mag anfangs als freiwillig verkauft werden, vielleicht wird über kurz oder lang aber die Gesellschaft die Benutzung durch ungeschriebene Regeln erzwingen. Doch was ist in der Zeit nach Corona? Behalten wir dann alles bei, nur weil es jetzt gerade so schön bequem ist? Weil die App vielleicht eine lustige Meldung “Hallo, Xyz, du bist aktuell in der Nähe von 5 Personen, die du gestern auch schon gesehen hast! Sag doch mal Hallo!” ausgibt? Da könnte man doch sicher eine Tinder v2 draus machen – und schon sind alle begeistert von so viel sozialverträglicher Überwachung.

Oder doch nicht?

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