Homeoffice

Dort wohnen, wo andere Urlaub machen, das wäre wirklich ein Traum! Vielleicht ein Häuschen in der schwedischen Natur, Ruhe und Frieden fernab von aller Hektik, und vor allem – aus gegebenem Anlass – ohne Coronavirus. Aber mit Strom- und Glasfaseranschluss, versteht sich.

Selbst wenn ich so ein Häuschen hätte, ich würde es aktuell nicht erreichen, außer ich wäre schon vor ein paar Wochen hingefahren. Mitte März 2020 haben immer mehr der skandinavischen Länder ihre Grenzen geschlossen. Manche erlauben noch Reisen “aus gutem Grund”. Vielleicht wäre ein Haus ein solcher.

Doch ja, ein Homeoffice ist auch so schon eine Herausforderung, wie Torsten Kleinz auf heise.de schreibt. Aber es hat auch seine Vorteile. Zwar habe ich aufgrund der Arbeitsrichtung – ich wohne in der Stadt und arbeite im Landkreis – fast nie das Problem gehabt, Morgens oder Nachmittags im Stau stehen zu müssen. Viele, sehr viele andere machen das genau andersherum, und denen schaute ich halt Morgens und Nachmittags beim Warten auf der Gegenfahrbahn zu. Das soll keine Schadenfreude sein, vielleicht habe ich einfach nur Glück gehabt. Dennoch, es frisst Zeit, wenn man nicht zufällig sehr nahe an der Arbeitsstelle wohnt. Bei einem Freiberufler ist das auch eher seltener der Fall.

Infrastruktur

Einige Voraussetzungen sollte das Home-Office allerdings erfüllen. Für größere Arbeiten ist es jetzt vielleicht etwas spät, aber man weiß ja nie, wann man wieder in so eine Situation kommt. Aktuell gehen mir viele Dinge durch den Kopf, daher ein paar Gedanken zu der Thematik aus der Sicht eines Softwareentwicklers. Aber einiges ist sicher auch für andere Tätigkeitsbereiche relevant.

Hardware

Dass ein Laptop/Notebook auf Dauer kein sinnvolles Arbeitsmittel ist, hat sicher jeder schon mal bemerkt. Alles ist zu klein, der Bildschirm steht zu tief unten, und nach einiger Zeit tut der Rücken weh. Das Gerät, das in puncto Beweglichkeit große Vorteile bietet, nervt gewaltig, wenn man es länger ertragen muss.

Gottseidank sind die Anschlüsse genormt und damit einigermaßen einheitlich. Wer ohnehin schon einen großen Monitor hat, kann diesen oft auch an den Firmen-Laptop anschließen. Mit etwas Glück (HDMI) passt das schon einfach so, andernfalls muss vielleicht nur ein Adapter auf Display-Port gekauft werden. Maus und Tastatur sollten eher kein Problem sein, die werden inzwischen sicher alle per USB angebunden. Diese beiden sind auch nicht so teuer, so dass evtl. ein zweiter Satz für den betrieblichen Rechner angeschafft werden kann (wenn das nicht ohnehin der Arbeitgeber übernimmt).

Damit haben wir mit dem, was ohnehin schon vorhanden ist, schnell einen funktionierenden Arbeitsplatz für das Homeoffice geschaffen. Nur etwas Aufwand zum Umstecken ist erforderlich, täglich zweimal, aber dafür kommt man wenigstens nicht in die Versuchung, nebenher auf dem privaten Computer noch zu chatten :-)

Eigener Raum

Ein eigener Raum ist Gold wert, auch in einem Ferienhaus, schließlich sind permanente Störungen kontraproduktiv. Hier kann auch die Hardware in aller Ruhe schlafen, wenn die Arbeit gerade nicht ruft, und gelegentliche Gäste sind nicht versucht, in den Unterlagen zu stöbern, weil die Tür einfach abgeschlossen wird. Manchmal bespricht man ja auch Sachen mit dem Kunden am Telefon oder per Videokonferenz, die nicht jeder hören soll.

Ach so, Gäste … die sollen ja im Moment nicht! Aber Homeoffice ist auch ohne Virus cool, wenigstens ab und zu!

Apropos Videokonferenz …

Internetverbindung

Eine funktionierende, stabile und hinreichend flotte Internetverbindung ist sicher essentiell, definitiv als Softwareentwickler. Ich recherchiere viel im Internet, man kann nicht alles wissen. Dies schließt heutzutage auch die Telefonverbindung ein, da inzwischen wohl alle Provider auf Voice-over-IP umgestellt haben. Wer auf diesen Dienst allerdings verzichtet, weil das Smartphone ja zum Telefonieren ausreicht, der wird sich vielleicht wundern, wie oft man im Homeoffice zum “Hörer” greift. Mal eben den Kollegen im Nebenzimmer besuchen ist halt nicht mehr ganz so einfach.

Natürlich sollte die Verbindung eine echte Flatrate sein, um nicht durch das höhere Datenaufkommen im Homeoffice am Ende eine dicke Nachzahlung zu haben.

Rein technisch stellt sich vor Ort natürlich auch die Frage, ob es DSL oder Glasfaser sein muss, oder ob vielleicht das Mobilfunknetz inzwischen auch schnell genug ist (5G?).

Die kleinen Annehmlichkeiten

Auch über das untere Ende der Maslow’schen Bedürfnispyramide sollte man nachdenken. Eine Kaffeemaschine (oder je nach Geschmack etwas für Tee) schadet also nicht. Überlege einfach mal, welche Annehmlichkeiten auch sonst in der Firma als selbstverständlich angesehen werden. Es muss ja nicht gleich eine komplette Kantine mit Personal sein :-)

Als Softwareentwickler im Homeoffice

Nun, wo wir zu hause arbeiten, sollten wir auch über die Infrastruktur nachdenken.

Quellcodeverwaltung

Der Softwareentwickler braucht meiner Meinung nach unbedingt eine Quellcodeverwaltung. Git ist dabei nicht zwingend, hat aber aufgrund seiner dezentralen Struktur zahlreiche Vorteile (zu den Unterschieden zwischen zentral und dezentral siehe diesen Artikel). Um es kurz zu machen: Der Vorteil einer dezentralen Quellcodeverwaltung liegt darin, dass man weder für das Durchsuchen der Historie, noch für das Einchecken eine Internetverbindung braucht. Wenn die also gerade mal weg (oder langsam) ist, kann man trotzdem weiterarbeiten.

Bugtracker

Auch einen Bugtracker braucht der Softwareentwickler. Für dieses Tracking von Anforderungen und Bugs (manche sagen auch “Issues” dazu) wird allerdings doch oft ein zentrales System eingesetzt, vielleicht Mantis, Bugzilla, oder eines der größeren (und teureren) ALM-Systeme wie Polarion oder Jira. Dazu ist dann leider wieder das Internet erforderlich, das dann hoffentlich auch stabil ist – siehe oben.

Fernwartung

Wenn es daran geht, einem Kollegen oder Kunden zu helfen, dort Software zu installieren oder einfach nur auf einen der eigenen Server zuzugreifen, sind Fernwartungstools wie TeamViewer, AnyDesk, usw. sehr hilfreich. Je nach Lizenz ist die Anzahl der Mitarbeiter oder die Dauer der Sitzung begrenzt, da sollte man vorher mal recherchieren.

Die genannten Tools kann man auch privat einsetzen, und dies dann in begrenztem Umfang auch kostenlos. Damit ist ein Test vorab problemos möglich. Die Kosten dafür trägt bei Angestellten dann sicher die Firma, aber der Chef freut sich bestimmt über eine durchdachte und begründete Empfehlung.

eMail

Wie steht es mit eMail? Was vor Ort im Büro noch auf Zuruf ging, braucht nun die Unterstützung des eMail-Systems. Schon mal an Verschlüsselung gedacht? Innerbetrieblich ist das leicht zu übersehen, aber wenn das halbe Internet möglicherweise mitlesen kann, kommt schnell das Thema Datenschutz auf den Tisch. Dazu kann vielleicht der Artikel PGP in der Anwendung helfen.

Messenger

Gleiches gilt für Messenger. Einfach WhatsApp für die betriebliche Kommunikation einzusetzen, ist keine so gute Idee. Warum habe ich in diversen Artikeln beschrieben. Auch vertrauenswürdigere Alternativen wie Signal oder Threema sind bereits zur Sprache gekommen.

Fazit

Es kommt schon einiges zusammen, um “mal eben schnell” in’s Homeoffice umzuswitchen. Lasst uns gemeinsam Ideen sammeln, damit das beim nächsten mal etwas reibungsloser klappt. Benutzt dafür gern die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

Und wenn es doch noch Probleme gibt, kommt im nächsten Artikel noch ein Vorschlag, wie wir die gemeinsam bewältigen können.

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